1. Interkulturelle Waldorfschule Berlin
  2. Schulprofil
  3. Abschlüsse & Qualifikationen

Schulabschlüsse und Zusatzqualifikationen

Das Ziel der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin ist nicht der Schulabschluss, sondern den individuellen Weg des Kindes ins Leben zu fördern. Bis zu diesem Ziel möchte sie jedes der ihr anvertrauten Kinder mittragen, und hat daher kein Interesse an einem vorzeitigen Ausschluss vermeintlich Minderbegabter. Weil der Schulabschluss ein notwendiges Mittel für den individuellen Weg ins Leben ist, verhilft sie dem Schüler, je nach seinen individuellen Möglichkeiten, zum Ende der Schulzeit dann zu Hauptschulabschluss, MSA, Fachabitur oder Abitur. Darüber hinaus unterrichtet sie die Kinder jedoch in den vielfältigsten praktischen Dingen des täglichen Lebens und fördert die Entwicklung seelischer und geistiger Fähigkeiten auch dann, wenn diese nicht unmittelbar für die Erreichung des Schulabschlusses verlangt werden.


Nach Auffassung der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin reicht es heute nicht mehr, dem Schüler nur einen Schulabschluss mitzugeben. Sie will ihm vielmehr auch da helfend zur Seite stehen, wo die Verantwortung der Schule für gewöhnlich aufhört. Viele Jugendliche, und insbesondere Kinder von Zuwanderern, fallen nach der Schule trotz Abschluss häufig in ein Loch. Denn die Abschlussnote sagt dem jungen Menschen nichts darüber, wie er seine persönlichen Lebensfragen weiter verfolgen kann, in welchem Arbeitsbereich seine individuellen Fähigkeiten gebraucht werden, wo in der Welt gerade er als Person angesprochen ist. Das selbe Problem hat auch der Ausbilder: für ihn ist die Note 2 im Abschlusszeugnis des Schülers A so viel wert wie die Note 2 im Abschlusszeugnis des Schülers B. Das heisst, die jeweilige Individualität mit ihren besonderen Fähigkeiten und Neigungen verschwindet für die Wahrnehmung von Ausbildungsbetrieb und Hochschule vollständig hinter einer allgemeinen Zahl.


Deshalb geht die Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin auch an dieser Stelle über das Gewöhnliche hinaus und erbringt eine zusätzliche Leistung: Sie will zwischen Schüler und Gemeinschaft vermitteln, und jeden Heranwachsenden möglichst über den Schulabgang hinaus bis zum späteren Ausbildungs-oder Studienplatz begleiten.


Zu diesem Zweck beteiligt sie sich an der Gestaltung eines freien Geisteslebens. Das heisst, sie nimmt Kontakt zu ihrem wirtschaftlichen und kulturellen Umfeld auf, und bemüht sich dort aktiv um eine Wahrnehmung und Anerkennung ihrer pädagogischen Leistung. Das pädagogische Leitbild soll aus dem inneren Kreis des Schulwesens heraustreten und im Dialog mit Kulturschaffenden und Unternehmern bewegt werden. Indem die Schüler Praktika in Betrieben absolvieren, mit deren Leitern die Lehrer der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin ein freies und freilassendes Gespräch über pädagogische Fragen begonnen haben, und indem umgekehrt Unternehmer in die Schule eingeladen werden, kann im wirtschaftlichen Umfeld auch eine Wahrnehmung für die jeweilige Schülerindividualität entstehen. Die Schüler entwickeln ihrerseits einen konkreten Begriff der Arbeit und gewinnen ein Bild von den wirtschaftlichen Verflechtungen, das ihnen hilft, später den eigenen Platz in der Gesellschaft zu bestimmen. Darüber hinaus wird angestrebt, dass die Schüler auch nach Schulabgang noch einen Ansprechpartner im Schulzusammenhang finden, der ihnen bei der Berufsorientierung hilft, wofür gegebenenfalls durch eine Zusammenarbeit mit externen Bildungsträgern gesorgt werden kann.


Allerdings soll die Wirtschaft dadurch nicht etwa einen direkten Einfluss auf Lehrinhalt und Methode erhalten, sondern umgekehrt: Sie darf erleben, wie gerade eine freie, ausschließlich an den innersten Interessen des Kindes orientierte Pädagogik Wirtschaft, Staat und Kultur die nötigen Kräfte zuführt. Auf diese Weise stellt die Schule tragfähige Verbindungen zum kulturellen und wirtschaftlichen Lebensumfeld her, und ermöglicht dort die Achtung ihrer Freiheitsgestalt.


Damit will die Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin auch dem Ideal vieler Waldorfschulen näher kommen, die einen eigenen Waldorfschulabschluss zur Erfassung ihrer zusätzlichen Leistungen anstreben. Nach Auffassung der Freie Interkulturellen Waldorfschule Berlin lassen sich diese Leistungen weniger durch einen erweiterten Abschluss bezeugen, sondern mehr dadurch, dass man allmählich neben dem Abschluss auch den Anschluss und vor allem das Mittelfeld zwischen beiden, den Übergang, beachtet. Dazu muss aber der reale Mensch mit seinen besonderen Neigungen und Fähigkeiten und in seinen konkreten Beziehungen erfasst werden. Die Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin stellt deshalb neben den staatlichen Schulabschluss nicht einen weiteren Abschluss, sondern arbeitet an einem Beziehungsfeld, das ein bewusstes Anerkennen und Überleiten jeder einzelnen Persönlichkeit in den konkreten gesellschaftlichen Zusammenhang ermöglicht.