Qualitätsmanagement

Der Wunsch vieler Eltern, die größtmögliche Qualität der Erziehung ihrer Kinder sicherstellen zu können, ist berechtigt. Dass aus diesem berechtigten Sicherheitsbedürfnis heraus heute meist eine Trennung von Urteilsbildung und ausführendem Organ angestrebt wird, ist jedoch ein Kurzschluss, der das genaue Gegenteil bewirkt. Niemand kann nämlich über das betreffende Sachgebiet besser urteilen als derjenige, der vom Fach ist und in seinem Spezialgebiet tätig drinnen steht. Ihn zu einem ausführenden Organ für Ideen anderer Menschen zu machen, die selbst weder vom Fach sind, noch mit dem betroffenen Kind konkret arbeiten, führt notwendig immer zu einer Verwässerung und einem massiven Qualitätsverlust.


Die heute leider üblich gewordene „Wasserkopfbildung“ kann das Problem der Qualitätssicherung nicht befriedigend lösen, denn sie täuscht über seine Natur. In Wahrheit gedeiht Ungesundes stets dort am besten, wo sich Menschen auf Programme und Standards verlassen, anstatt Einblick in die realen Vorgänge zu nehmen, und sich entsprechend weiterentwickeln. Die Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin wählt für ihr Qualitätsmanagement deshalb bewusst einen anderen Weg. Im Rahmen der gesetzlichen Grundlage schließt sie grundsätzlich aus, dass der unterrichtenden Persönlichkeit Vorschriften von Dritten gemacht werden können. Dadurch sind Eltern und Kollegen gezwungen, sich die jeweils unterrichtende Lehrerpersönlichkeit genau anzusehen und ihre Eignung kontinuierlich zu prüfen, anstatt ihr blind zu vertrauen.


Eltern und Kollegen werden ein persönliches Verhältnis zu jedem Lehrer gewinnen, und sich so eine Urteilsgrundlage verschaffen, um bewusst zu entscheiden: ist dieser Mensch tatsächlich am besten geeignet, die Kinder zu unterrichten? Oder ist ein anderer dazu eher in der Lage? In letzterem Fall hat dies eine unmittelbare Konsequenz für die Personalentscheidung, die an der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin von der Gesamtkonferenz der Lehrer gefällt wird. Das heisst, diese Schule erkennt niemanden schon deshalb als „Lehrer“ an, weil er über entsprechende Papiere verfügt, sondern bringt die Definition „Lehrer“ in Bewegung. Ob ein Mensch „Lehrer“ ist und an der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin unterrichten darf, entscheidet sich täglich aufs neue durch das, was er tatsächlich im Klassenzimmer leistet.


Die Freie Interkulturelle Waldorfschule Berlin gibt aus dem selben Grund auch keine generelle Antwort auf die Frage: ist eine Waldorfschule per Definition eine gute Schule? Sondern sie antwortet: schaut Euch diese konkrete Schule genau an, lernt die Lehrer persönlich kennen und verschafft Euch in einer kontinuierlichen Zusammenarbeit die Grundlage, um selbst ein Urteil zu bilden und entsprechend zu handeln! Sowohl dem „Elternabend“, als auch der „Lehrerkonferenz“ kommen somit eine erweiterte Bedeutung zu. Insbesondere der Lehrer ist durch die unten noch genauer als „republikanische Verfassung“ skizzierte Verfahrensweise genötigt, über die Grenzen seines Klassenzimmers hinauszusehen, Einblick in die Fähigkeiten seiner Kollegen zu nehmen, sich ein Bild von dem Gesamtprozess zu machen und auf dieser Grundlage zu beurteilen, ob der Einzelne auch wirklich der Richtige an seinem Platz ist.


Die Lehrer der Freien Interkulturellen Waldorfschule Berlin haben selbst das größte Interesse daran, ihre pädagogischen Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Sie suchen deshalb den Rat von solchen Persönlichkeiten, die sie selbst aufgrund deren hervorragenden Fähigkeiten anerkennen können. Auch wenn also kein externes Gremium innerhalb der Schule Entscheidungsbefugnisse besitzen soll, so darf doch andererseits der externe Blick auf die Schulgemeinschaft und ihre Leistung kontinuierlich erfragt werden. Die Lehrer bilden vielfältige Beziehungen zu entsprechenden Fachleuten aus, und nehmen schulübergreifend am Gespräch über pädagogische, soziale und andere Fragen Teil. Von Anfang an wird z.B. Christoph Doll vom Lehrerseminar Berlin die Schule als erfahrener Pädagoge und Ausbilder beratend begleiten. Beides zusammen, die in einer freien Verwaltungsform angelegte Notwendigkeit der permanenten Selbstreflexion sowie die kontinuierliche Spiegelung im Urteil erfahrener Fachleute garantiert eine maximale Sicherheit über die Qualität des Unterrichts.